Performance-Management agil gestalten

Erkenntnisse für ein Performance-Management-System zu erarbeiten, das sowohl zu den externen Agilitätsanforderungen als auch zum internen Reifegrad eines Unternehmens passt, ist Ziel eines neuen Innosuisse-Projekts der HSG und von Avenir.

In einem dynamischen Wettbewerbsumfeld behindert traditionelles Performance-Management die notwendige Agilität von Unternehmen. Die immer noch weitverbreiteten, meist top-down gesteuerten Praktiken in den Bereichen Zieldefinition, Feedback, Evaluation und Vergütung stellen oftmals einen Hemmschuh für schnelle und flexible Reaktionen dar und tragen neuen Arbeits- und Organisationsformen zu wenig Rechnung.

Viele Unternehmen befassen sich daher aktuell mit der Frage, welche agilen Ansätze im Performance-Management zur Verfügung stehen und wie man diese Ansätze in das eigene Geschäftsmodell integrieren kann. Bis dato existiert jedoch weder eine systematische Übersicht neuer agiler Leistungsmanagementinstrumente, noch ist klar, wie man einzelne Instrumente zu einer ganzheitlichen Lösung integriert, die zum Unternehmen passen.

Innosuisse-Projekt Agiles Performance-Management

Genau hier setzt das Innosuisse-Projekt «Agiles Performance Management» an, das im Februar 2020 offiziell gestartet ist und eine Laufzeit von 18 Monaten hat. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsinstituts für Arbeit und Arbeitswelten, des Instituts für Accounting, Controlling und Auditing (ACAHSG), des Hilti LAB for integrated Performance Management der Universität St. Gallen sowie Avenir Consulting als Hauptumsetzungspartner. Ziel des Projekts ist es, gemeinsam mit Schweizer Unternehmen (Helvetia, Hilti, Mibelle, Mobiliar sowie ZKB) zu erarbeiten, wie ein Performance-Management gestaltet sein muss, um unterschiedlichen Agilitätsanforderungen gerecht zu werden.

Vorgehen in mehreren Schritten

In Phase 1 entwickeln wir drei Diagnoseinstrumente mit dem Ziel, die Agilitätsanforderungen und -voraussetzungen eines Unternehmens in seiner Wettbewerbsumwelt zu erfassen. Dies ist zum einen die VUCA-Scorecard, die sich auf Erfassung der sogenannten VUCA-Dimensionen Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit der Umwelt fokussiert und die externen Agilitätsforderungen messen will. Das zweite Instrument ist die sogenannte Reifegrad-Scorecard. Diese erfasst unternehmensspezifische kulturelle Variablen wie Vertrauens- und Lernklima. Das dritte Instrument, die leitfadengestützte Selbstanalyse, dient zur strukturierten Erfassung unternehmensspezifischer Informationen. So muss etwa ein agiles Performance-Management-System auch zu den anderen personalwirtschaftlichen Instrumenten und zur Strategie und zum Geschäftsmodell des Unternehmens passen.

Für die Entwicklung der APM Toolbox werden in Phase 2 parallel dazu zum einen bestehende Performance-Management-Praktiken und Instrumente in den Bereichen Zieldefinition, Feedback, Evaluation und Vergütung aus der Forschungsliteratur gesammelt und hinsichtlich ihrer agilitätsfördernden Wirkung gruppiert. Zum anderen befragen wir Fachexperten aus dem Bereich Personalmanagement und Controlling, um noch nicht dokumentierte Instrumente zu erfassen.

In der dritten Projektphase erfolgt die Verknüpfung der Instrumente. Ziel ist es, eine Systematik zu entwickeln, wie die Ergebnisse aus der Diagnose (Phase 1) und der APM Toolbox (Phase 2) in einen Beratungsprozess integriert werden und als Entscheidungshilfen dienen können.

In der nächsten Projektphase erfolgt die praktische Erprobung der entwickelten Instrumente in fünf Schweizer Unternehmen (Helvetia, Hilti, Mibelle, Mobiliar sowie ZKB). Die Umsetzungspartner dienen einerseits als praktisches Anwendungsfeld und sind andererseits auch Resonanzkörper und Sparringspartner für die von uns entwickelten Instrumente und den Beratungsprozess. Daher beinhaltet diese Phase auch eine Evaluation zu den eingesetzten Diagnoseinstrumenten, zu den vorgeschlagenen Praktiken aus der APM Toolbox und zum Beratungsprozess als solchem.

Die letzte Phase des Projekts dient dazu, die Projektergebnisse zu vermarkten und zu diffundieren, beispielsweise, indem die Ergebnisse auf Kundenanlässen, Kongressen, Symposien präsentiert und diskutiert sowie in Praxiszeitschriften und wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert werden.

Unterstützen Sie das Projekt und werden Sie Key Informant

Trotz der Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie mit sich bringt, ist das Projekt erfolgreich gestartet. Im Moment sind wir mitten in der Entwicklung der Toolbox, die agile Performance-Management-Praktiken sammelt und bewertet. Zudem führen wir Interviews mit Expertinnen und Experten durch. Die beiden Scorecards, um Agilitätsanforderungen und Reifegrad von Unternehmen zu messen, stehen als Onlineumfragen auf Deutsch und auf Englisch zur Verfügung und werden mit Unternehmen und Organisationen, sogenannten Key Informants, erprobt und die Skalen validiert.

Diese Unternehmensbefragungen sind bereits gestartet; wir sind jedoch noch auf der Suche nach weiteren Unternehmen, die an der Befragung teilnehmen und einen Agile Readiness Check machen wollen.

Ausblick

Die Entwicklung der Toolbox sowie die Unternehmensbefragungen beschäftigen uns noch bis Ende des Jahres. Neben individuellen Auswertungen für die teilnehmenden Unternehmen werden Gesamtauswertungen oder auch Branchenvergleiche spannende Erkenntnisse bieten. Mit ersten Projektergebnissen ist im ersten Quartal 2021 zu rechnen.

Bleiben Sie auf dem Laufenden unter http://www.faa.unisg.ch/de/agiles-pm. Dort finden Sie zudem weiterführende Informationen zum Projekt.

Original-Artikel

Ausgabe: Newsletter November 2020
  • Marcel Oertig

    Nach seinem Studienabschluss in Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen begann Marcel seine berufliche Laufbahn in der Personalentwicklung der Hilti AG. Nach der Promotion war er für einige Jahre als…

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