Dauerbrenner Digitalisierung

In welche HR-Themen investieren Schweizer Unternehmen Geld, Zeit und Aufmerksamkeit? Dieser Frage geht die dritte Auflage der Schweizer HR-Trendstudie nach. Die Antworten der rund 540 Teilnehmenden geben über die HR-Trends der nächsten zwei Jahre Aufschluss, aber auch darüber, wo es Nachholbedarf gibt.

HR-Abteilungen wollen im Vergleich zu früher mehr in ihre Digitalisierung und weniger in die Führungskräfteentwicklung investieren. Das zeigt die aktuelle Studie der Avenir-Group, für die das Consulting-Unternehmen mit dem Institut für Arbeit und Arbeitswelten der Universität St. Gallen Schweizer Unternehmen zu ihrer HR-Agenda befragt hat. Zwar schätzen die Antwortgebenden beide Themen als fast gleich wichtig ein, doch hat das Digitalisierungsthema zum zweiten Mal in Folge an Prozentpunkten zugelegt, während die Führungs­kräfteentwick­lung im selben Zeitraum an Bedeutung verloren hat.

Dagegen taucht die Personalentwicklung in der diesjährigen Befragung erstmals unter den Top-3 HR-Investitionsthemen auf und hat damit in den letzten zwei Jahren am meisten Prozentpunkte zugelegt. Weitet man die Perspektive über alle drei Messzeitpunkte (2015, 2017, 2019) aus, ergibt sich ein differenziertes Bild: So haben die Digitalisierung im HR und Personalauswahlprozesse in diesem Zeitraum für die Antwortgebenden immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Beiden Themen gemeinsam ist der unmittelbare Bezug zum faktenbasierten HR: Durch die Digitalisierung von HR-Prozessen steigt die systematische Datensammlung, während Investitionen in Personalauswahlprozesse und -tools, etwa für Assessment Centers oder computergestützte Testverfahren, die Auswertung von Bewerber- und Mitarbeiterdaten vereinfachen oder erst ermöglichen. Andererseits zeigen die Daten, dass die Arbeitgeberattraktivität immer wichtiger geworden ist. Zusammen mit den steigenden Investitionen in  Personalauswahlprozesse spiegelt dies die zunehmende Bedeutung der HR-Arbeit in frühen Phasen des Employee-Lifecycles.

 

Die Verlierer sind …

Richtet man den Blick auf die Bereiche, die seit der ersten Studie im Jahr 2015 am meisten an Leuchtkraft verloren haben, sind dies neben der Führungskräfteentwicklung besonders die Leistungs- und Potenzialbeurteilung von Mitarbeitenden und die HR-Strategie. Der verebbende Diskurs rund um die Leistungs- und Potenzialbeurteilung mag die abflachende Diskussion dieses Themas erklären, doch die sinkende Bedeutung der HR-Strategie erstaunt. Wäre es nicht gerade in Zeiten der zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeit zielführend, in HR-Strategien zu investieren?

Aus Unternehmenssicht ist das digitale HR aus mehreren Gründen wichtiger geworden. Denn die Digitalisierung erhöht die Effektivität und Effizienz der HR- und Führungsprozesse, wovon die HR-Organisation, aber auch die eingebundenen Führungskräfte und Mitarbeitenden profitieren. Zudem trägt die Digitalisierung dazu bei, den Wertschöpfungsbeitrag des HR zu erhöhen. Etwa durch die effektive Nutzung von Big Data, um Entscheidungsgrundlagen zu optimieren.

Es wäre zu kurz gedacht, wenn sich das HR bei der Digitalisierung nur um HR-Prozesse kümmern würde. Viel grösseres Gewicht kommt der Begleitung des Transformationsprozesses in der Gesamtorganisation zu. Dabei geht es bei weitem nicht nur um den passenden Einsatz von Technologie, sondern um eine digitale Transformation, die strategische, strukturelle und kulturelle Dimensionen umfasst. Deshalb belegen die Führungskräfte- und Personalentwicklung sowie die HR-Beiträge in der Gestaltung der Unternehmenskultur und der Begleitung des organisationalen Wandels richtigerweise die vorderen Plätzen in der Studie.

 

Zur Studie

Die Avenir Group hat zusammen mit dem Institut für Arbeit und Arbeitswelten der Universität St. Gallen Schweizer Unternehmen zum dritten Mal in Folge dazu befragt, welche Themen ihre HR-Agenda prägen. In den rund 540 Antworten spiegeln sich die Sichtweisen von Unternehmen aller Branchen und Grössen im Schweizer Markt, wobei 75 Prozent der Antworten von HR-Fachkräften in leitender Funktion oder von Geschäftsleitungsmitgliedern stammen.

Die Ergebnisse der HR-Trendstudie werden in Zürich (27. April) und Lausanne (29. April) im Detail präsentiert. Anmeldung: hrtrendstudie.ch

 

Original-Artikel

Datum: 20200129